Zwischen Osterhasen, reisenden Glocken und Prozessionen – Ostertraditionen rund um die Welt
Zwischen Osterhasen, reisenden Glocken und Prozessionen – Ostertraditionen rund um die Welt
Ein Beitrag von Lisa Katharina Wilschewski aus der Jugendredaktion Erfurt
Zu Weihnachten haben wir euch schon zwei Mal auf eine Reise um die Welt mitgenommen und euch unter Anderem nach Spanien, Australien, Vietnam und Ecuador entführt. Jetzt, da der nächste Feiertag vor der Tür steht, haben wir uns gefragt, wie Ostern eigentlich in anderen Ländern um den Globus gefeiert wird. Also, los geht’s, auf die nächste große Weltreise!
Wir starten in unserem westlichen Nachbarland: Den Niederlanden! Aus dem Land von Tulpen, Käse und Windmühlen berichtet Sanne folgendes: Ostern heißt auf Niederländisch „Pasen“. Es gibt einen Brunch an Ostern, mit Eiern und Brot. Danach werden für Kinder Schokoladeneier versteckt, die sie suchen. Wie bei uns auch werden Eier bunt angemalt und alles wird damit verziert. Dieses Frühstück wird oft auch in der Schule vor oder nach den Osterfeiertagen veranstaltet. Während des Brunchens gibt es einen Brauch, dem viele Holländer*innen nachgehen: Das sogenannten Eitje tik. Dabei nimmt jeder der beiden Teilnehmer ein hart gekochtes Ei in die Hand und schlägt es mit der spitzen Seite gegen das Ei des Anderen. Verlierer ist derjenige, dessen Eierschale zuerst bricht.
Über die Nordsee geht es zu den britischen Inseln! Ben berichtet über eine etwas seltsame Tradition am Karfreitag: „Es heißt, der Karfreitag eignet sich besonders gut, um Petersilie zu pflanzen. Früher dachte man, dass Petersilie bevor sie wächst, sieben Mal in die Hölle und zurück geht, deswegen wurde gesagt, sie könnte das Böse bekämpfen. Heute gibt es aber weniger Petersilie zum Essen, bei uns gibt es meistens „Baked Ham“, „Hot Cross Buns“ oder „Simnel Cake“.“
Nach einer kurzen Seefahrt über die Irische See reisen wir zum nächsten Ziel: Irland. Dort findet noch heute eine interessante Tradition statt: Während der Fastenzeit galten früher Heringe als Hauptmahlzeit. An Ostern, also dem Ende der Fastenzeit werden diese symbolisch zu Grabe getragen. Weiter veranstalten die Iren traditionelle Tanzwettbewerbe.
Etwas weiter südlicher, in Spanien wird traditionell die Semana Santa mit zahlreichen Prozessionen, die vom Palmsonntag bis zum Ostersonntag stattfinden, gefeiert. Eine der beliebtesten Prozessionen des Landes: In der Karwoche ziehen vermummte Menschen zu Hunderten durch die Straßen. Zur Ostermesse am Ostersonntag werden dann geschmückte Palmwedel mit in die Kirche genommen, die dort gesegnet werden.
Weiter geht es in Frankreich. Dort wird sich zum Beispiel erzählt, dass die Glocken zwischen dem Gründonnerstag und Karsamstag nicht läuten, weil sie auf eine Reise zum Papst nach Rom gehen. Auf dem Weg dorthin sammeln sie die Trauer über den Tod Christi ein und laden sie beim Papst ab. Als kleines Geschenk bringen die Glocken auf dem Rückweg die Ostereier mit. Kinder werfen die Ostereier in die Luft, wer seines als erstes auf den Boden fallen lässt, verliert das Spiel.
Im nächsten Land auf unserer Route, Italien, gehört auch das Essen untrennbar zu Ostern dazu: Egal ob süditalienischer Reiskuchen, auf Italienisch „:“, der „Colomba“, ein taubenförmiger Kuchen, oder der „Torta di Pasquetta“, einem Kuchen aus Spinat, gekochten Eiern, Blätterteig und Ricotta, in Italien wird am Ostersonntag kräftig geschlemmt und das Essen genossen. Während Weihnachten für die Familie reserviert ist, wird Ostern auch mit Freund*innen gefeiert. Ein beliebtes Sprichwort lautet: „Natale con i tuoi, pasqua con chi vuoi“, auf Deutsch: „Weihnachten mit der Familie, Ostern mit wem du willst.“
Weiter geht es am Mittelmeer entlang, auf nach Griechenland! Hier ist Ostern das wichtigste Fest des Jahres, erzählt Natassa. Während in der Karwoche streng gefastet wird, findet am Ostersonntag ein großes Festessen statt. In der Woche vor Ostern sind Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Fette absolutes Tabu! Am Ostersonntag ist hier das Osterlamm beliebt. Aber auch hier schwanken Traditionen von Region zu Region. Mancherorts wird das Fest sehr ruhig gefeiert, in Leonidio, der Hauptstadt Arkadiens, wird das Osterfest jedoch mit einem Feuerwerk gefeiert. In der Kirche betet man „Jesu ist auferstanden“ und man wünscht sich „chronia pola“ (dt. ein gutes Jahr).
Im vorletzten Stopp auf unserer Reise geht es weit über europäische Grenzen hinaus: In Australien gibt es keinen Osterhasen! Nach der Eroberung der Briten entwickelten sich Kaninchen zu einer solchen Plage, dass die Tiere dort sehr unbeliebt geworden sind. Dort heißt der „Osterhase“ Easter Bilby. Der Bilby ist ein australisches Beuteltier, sieht Hasen aber erstaunlich ähnlich.
Zum Abschluss machen wir noch Halt in den USA bei Sebastian. „Zu Ostern ziehen hier die Easter Parades durch die Straßen. Viele Menschen verkleiden sich als Osterhasen. Die größte Parade findet auf der Fifth Avenue in New York City statt. Die Kinder spielen mit den Ostereiern meistens ein Spiel: Sie schubsen das Ei einen kleinen Hügel oder Abhang hinunter, das Ei, welches als Erstes ankommt, gewinnt das Rennen! Das Weiße Haus veranstaltet auch jedes Jahr ein solches „Easter Egg Roll“. Das besondere hier ist, dass der amtierende Präsident als Schiedsrichter dabei ist und entscheidet, wessen Ei gewinnt! Anschließend bekommen alle Familien ein Osterei aus Holz geschenkt, mit den Signaturen des Präsidenten und der First Lady.“