Weihnachten ohne Geschenke !?
Ein Beitrag von Carla aus der Jugendredaktion Erfurt
- Teil II -
Weihnachten - das Fest der Liebe, der Familie und natürlich der Geschenke, des Konsums und des Mülls. Laut einer Weihnachtumfrage planten die Menschen in Deutschland 2018 durchschnittlich 472 Euro für Weihnachtsgeschenke auszugeben. Die beliebtesten Weihnachtsgeschenke seien dabei Geschenkgutscheine gefolgt von Kosmetik, Büchern sowie Karten für kulturelle Veranstaltungen, Uhren, Schmuck und schließlich noch Spielwaren. Eine Masse an Waren also die zur Weihnachtszeit importiert, verschickt, hergestellt und schließlich irgendwo vergessen und verstaubt herumliegen. Nachhaltigkeit sieht anders aus.
Doch wie kann ich mein Weihnachten nachhaltiger gestalten?
Ich habe recherchiert und neben nachhaltigeren Geschenktipps auch noch Ratschläge zur umweltfreundlichen Gestaltung der gesamten Weihnachtszeit herausgesucht. Denn neben den Geschenken gehören auch die Weihnachtsbeleuchtung, der Tannenbaum und die Weihnachtsgans für viele Menschen mit zum Weihnachtsfest. Doch auch hier tun sich immer mehr ökologische Alternativen auf, die die Weihnachtszeit etwas umweltbewusster gestalten können. Dabei ist allerdings ein kritischer Blick gefragt: denn hier machen viele Unternehmen nicht vor Greenwashing halt.
Die Geschenke unterm Baum
Jede_r von uns kennt es: das Weihnachtsgeschenk, das an Heiligabend kurz Beachtung bekommt und dann für die restliche Lebenszeit nur noch herumliegt und einstaubt. Unmengen von Müll bestehend aus Geschenkpapier, Geschenkband und Plastikverpackungen. Muss das wirklich sein? Ich habe mich nach Alternativen umgeschaut.
Alternative 1: Geschenkpapier mal anders
Wenn ihr nicht wie ich zu der Fraktion „einfach unüberlegt aufreißen“ gehört, besteht natürlich erstmal die Möglichkeit, das Papier wiederzuverwenden. Das Ganze lässt sich sogar mit einem Spiel (vielleicht eine neue Weihnachtstradition?) verbinden: jedes Jahr kann überlegt werden, was letztes Mal in dem Papier eingewickelt war. Gedächtnissport und eine schöne, bewusste Erinnerung an vergangene Feste und Geschenke in einem. Ansonsten bietet sich auch an, gelesene Zeitungsseiten als Geschenkpapier zu verwenden. Sieht cool aus und ist zusätzlich auch noch kostengünstig. Auch Kartons oder Dosen, die immer wieder verwendet werden, bieten sich als alternative Verpackung an.
Alternative 2: Einfach fragen
Um zu verhindern, den nächsten Staubfänger zu schenken, lohnt es sich nachzufragen: was wird wirklich gebraucht? Denn über dieses Geschenke freut man sich in der Regel am meisten: sie sind nützlich und zweckgebunden. Natürlich ist dann die Überraschung vielleicht ein wenig genommen und ich kann auch das Argument verstehen, dass es schön ist, sich mit Sachen beschenken zu lassen, die man sich selbst nicht kaufen würde. Trotzdem, wenn wir ehrlich sind, sind gerade diese Dinge, die wir uns persönlich nicht beschaffen würden, der Konsum, den wir uns auch sparen können.
Alternative 3: Zeit schenken
Ich weiß, ich weiß: schon tausendmal gehört und gelesen. Trotzdem auch hier nochmal der Vollständigkeit halber: Zeitgeschenke könne auch eine nachhaltige Alternative sein. Natürlich kommt es auch hier darauf an, wie und wo man diese Zeit verbringt. Auf jeden Fall ein sehr persönliches Geschenk, über das sich, denke ich jede_r freut.
Alternative 4: Selbermachen
Auch hier: Selbermachen ist nicht gleich nachhaltig. Um Geschenke selber zu machen, setzten wir uns auf jeden Fall mit den Materialien, die wir dafür benötigen, mehr auseinander. Doch auch hier müssen wir zumeist wieder eine Kaufentscheidung treffen: es lohnt sich darauf zu achten, woher die Materialien kommen und was für einen ökologischen Fußabdruck sie haben.
Alternative 4: Nichts schenken, aber ESSEN
Meine Familie hat sich dazu entschieden, diese Weihnachten auf Geschenke zu verzichten mit der Begründung, dass wir das ganze Jahr immer dann, wenn wir etwas wirklich benötigen, diese Sache bekommen. Das mag für die Weihnachtsliebhaber_innen unter euch schrecklich klingen: für mich bringt es aber tatsächlich große Entspannung in die ganze Sache. Stattdessen werden wir drei Tage lang richtig gut essen: Jede_r ist für unterschiedliche Gänge zuständig. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber für mich ist das Essen an Weihnachten sowieso immer das Beste.
Weihnachtsgans und co.
Dass Fleischkonsum oder generell der Konsum tierischer Produkte nicht gut für die Umwelt ist, ist allgemein bekannt. Fleisch gehört für die meisten trotzdem immer noch zu Weihnachten dazu. Dabei gibt es köstliche vegetarische und vegane Alternativen, die das Festessen umweltfreundlicher machen. Selbst auf die „Gans“ muss dabei nicht unbedingt verzichtet werden.
Alternative 1: Vegans statt Gans
Wer auf die klassische Weihnachtsgans nicht verzichten möchte, aber trotzdem keinen Bock auf tierische Produkte hat, kann eine vegane „Gans“ selber modellieren und zubereiten. Das ist natürlich zeitlich etwas aufwendiger, überzeugt aber sogar fachkundige Fleischesser_innen, wie dieses Video eindrücklich zeigt. Und das ganz ohne Tierleid und mit einem deutlich besseren ökologischen Fußabdruck.
Alternative 2: „Veganisieren“ von Beilagen
Viele Beilagen lassen sich ganz einfach und ohne geschmackliche Verschlechterungen „veganisieren“. Wenn sehr vegankritische Menschen mit am Tisch sitzen, werden sie keine Unterschiede in Geschmack oder Konsistenz bemerken, versprochen :). Vegane Klöße, vegane Spätzle oder auch vegane Bratensoße lassen jedes weihnachtliche Herz höher schlagen.
Frohe Weihnachten!
Zum Schluss ist es mir noch wichtig zu sagen, dass Nachhaltigkeit ein Privileg ist. Nicht jede_r kann und muss ein perfekt nachhaltiges Weihnachten feiern. Wenn jede_r das tut was er_sie in seinem_ihrem Rahmen tun kann, ist schon viel geschafft. Kleine Schritte sind auch Schritte und es muss auf keinen Fall der teure vegane Braten aus dem Supermarkt oder der Biobaum aus dem Nachbardorf sein. In der Nachhaltigkeits-Community wird nicht selten mit dem Finger auf andere Menschen gezeigt und der Vergleich mit anderen steht hoch im Kurs. Das finde ich sehr schade. Empowerment und gegenseitiges Verständnis sind meiner Meinung nach viel zielführender und inklusiver.