Janik Müller

Artikel zum Themenmonat #Gethome

Östlich der Erfurter Altstadt, hinter dem Flutgraben der Gera, liegt die Krämpfervorstadt. Die Bahngleise der Nordhäuser- und Sangerhäuser Bahn teilen diesen Stadtteil. Auf der einen Seite thront der Ringelberg, eine große Siedlung aus Einfamilienhäusern, über den altstadtnahen mit großen Mietshäusern bebauten Teil auf der anderen Seite. Diese Häuser sind zum großen Teil Ende des 19. Jahrhunderts entstanden, im Zuge des Ausbaus der unbebauten Flächen um die Altstadt zu Vorstädten. Die Krämpfervorstadt wurde dabei, wie andere Gebiete im Norden oder Osten der Stadt, als Arbeiterviertel angelegt. Die sogenannte Blockrandbebauung schuf viel neuen Wohnraum und dazu große Innenhöfe innerhalb eines Wohnblocks. In der Hansevorstadt, dem Teil der Krämpfervorstadt, der nördlich der Leipziger Straße liegt, wurde in den 1920er Jahren zudem viel im Stil des Bauhauses gebaut. Ende des vergangenen Jahrhunderts verloren die Erfurter Vorstädte, so auch die Krämpfervorstadt, durch den enormen Sanierungsbedarf der Viertel und die Errichtung von vielversprechenden Plattenbauten am Rande der Stadt an Attraktivität und viele Häuser standen leer. Heute sind die meisten der alten Gebäude saniert und das Leben ist zurückgekehrt. In einer dieser zahlreichen Mietwohnungen der Krämpfervorstadt wohne auch ich. Jetzt, wo es wärmer wird, nutzen wir die Zeit häufiger, bis in die späten Stunden auf unserem Balkon zu sitzen. Die Krämpfervorstadt wie ich sie wahrnehme, ist sehr stark von diesen Eindrücken aus der Balkon-Perspektive geprägt.

Was ich höre.

Die Vögel auf den Dächern und in den Bäumen. Die Menschen unter uns. Und Autos. Die Leipziger Straße zieht sich als breite Verkehrsader von Ost nach West durch die komplette Krämpfervorstadt. Viele Autos trauen sich aber auch in die Nebenstraßen des Viertels und lassen sich beim Überfahren des noch viel vorhandenen Kopfsteinpflasters hören. Die Bewohner*innen der Krämpfervorstadt haben auf diesem Pflaster gelernt, sich in jede noch so kleine Parklücke zu zwängen. Respekt! Gut, dass ich als Radfahrer darauf nicht angewiesen bin. Durch die Nähe zur Altstadt, die zu Fuß, mit der Bahn oder dem Rad in nur wenigen Minuten zu erreichen ist, komme ich hier auch sehr gut ohne ein Auto zurecht.

Was ich rieche.

Machmal rieche ich hier den Döner um die Ecke. Der Döner Ecke Rathenau-/Geschwister-Scholl-Straße ist für mich zum persönlichen Herz der Krämpfervorstadt geworden. Es schmeckt, der Döner scheint sehr beliebt zu sein, der kleine Platz vor dem Laden lädt mit Bänken zum verweilen ein. Die Leute dort sind super freundlich und engagiert, so haben sie beispielsweise für die bundesweite Demo #nichtmituns am 15.02.2020 in Erfurt geworben.

Was ich rieche.

Machmal rieche ich hier den Döner um die Ecke. Der Döner Ecke Rathenau-/Geschwister-Scholl-Straße ist für mich zum persönlichen Herz der Krämpfervorstadt geworden. Es schmeckt, der Döner scheint sehr beliebt zu sein, der kleine Platz vor dem Laden lädt mit Bänken zum verweilen ein. Die Leute dort sind super freundlich und engagiert, so haben sie beispielsweise für die bundesweite Demo #nichtmituns am 15.02.2020 in Erfurt geworben.

Was ich sehe.

Vor allem beobachte ich gerne die Menschen, die an unserem Balkon vorbeilaufen oder mit dem Fahrrad vorbeifahren. Das sind zum einen Kinder, die auf der Straße spielen, oder in Begleitung von Erwachsenen unterwegs sind, Familien, die im Viertel wohnen und die großen grünen Innenhöfe der Häuserblocks nutzen können. Aber auch viele junge Menschen wohnen in der Krämpfervorstadt, zum Teil in Wohngemeinschaften. Die Gruppe der 20- bis 30-Jährigen stellt in diesem Erfurter Stadtteil die größte Bevölkerungsgruppe dar. Dies hat auch mit der Lage des Campus der Fachhochschule Erfurt im Hanseviertel zu tun. Auch viele unserer Freunde wohnen hier. Diese machen häufig an unserem Balkon halt und ein anschließendes Balkon-Gespräch kann dann die ganze Nachbarschaft unterhalten.

Sehr gerne sitze ich hier auf dem Balkon - doch es lohnt sich natürlich auch, den Stadtteil genauer zu erkunden. Die ehemalige Malzfabrik an der Iderhoffstraße wirkt mit ihrer gewaltigen Backsteinarchitektur wie eine Burg und ist schon jenseits des Flutgrabens zu sehen. Die landwirtschaftlich genutzte Krämpferflur lockt mit dem abgelegenen Wasserturm, in dessen unmittelbarer Nähe Ende 2019 das „Central“ als neuer Club eröffnet wurde. Der Verein Lagune e.V. belebt in der Werner-Uhlworm-Straße mit vielfältigen Aktionen eine der Brachflächen des Stadtteils. Beim Spazieren durch das Viertel, beim Entdecken neuer Orte, beim Radfahren, auf dem Heimweg von der Arbeit, beim einkaufen gehen, beim Besuchen von Freunden und vor allem beim Beobachten des Geschehens vom Balkon nehme ich die Krämpfervorstadt primär als sehr lebenswerten Stadtteil wahr.